Europe to Africa Rally 2024
- Eine Kurzzusammenfassung der Europe to Africa Rallye vom ETC-Treffling Mitglied Daniel Treuer für den Motorradverein ETC-Treffling
Die Europe to Africa Rallye ist eine Low Budget Rallye, bei der Spaß und Abenteuer im Vordergrund stehen.
Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern einzig und allein ums gemeinsame Durchkommen.
Die Regeln sind einfach, Mindestalter des Motorrads min. 20 Jahre und eine Maximalleistung von 50PS.
Meine Entscheidung fiel auf eine Honda Dominator NX500 S von 1996 die nur für dieses Event angeschafft und auf Enduro Nutzung umgebaut wurde.
Vorbereitet auf den Trip wurde am RedStag und am Hausberg, der um die Intensität zu erhöhen bei wirklich jedem Wetter befahren wurde.
Die Anreise sowie Rückreise erfolgte über Genua am Mittelmeer und einem 2,5 Tage Aufenthalt auf der Fähre nach Tanger.
Start: Tanger
Am Start angekommen besichtigt man das erste mal das vollständige Starter Feld, insgesamt 45 Fahrzeuge davon 14 Motorräder. Der Gedanke dezent überladen zu sein nistet sich langsam im Kopf ein, wenn man tatsächlich sieht mit wie wenig mittel andere Kollegen an den Start gehen.
Nach der Übergabe des ersten Briefes der Organisatoren, (Backroadclub & DudesofDust) den man an jedem Checkpoint mit den notwendigen Koordinaten erhält, geht es los. Ich und mein Companion Jonathan (a.k.a. Johnny Chickenleg) haben uns dafür entschieden die meisten Offroadpassagen mit den meisten Strand und Sand abschnitten zu Fahren. Auch wenn es für mich und Johnny das erste mal war dass wir auf Sand Fahren, funktionierte das von Anfang an auch sehr gut. Der Sand war überall sehr Fest und auch wenn gewisse abschnitte über Rabat, Casablanca und Safi wieder auf der Straße gefahren werden mussten, da Touristen Resorts mit Privatstrand keine durchfahrt zuließen, konnten wir die Erste Etappe nach
Stage 1: Taghazout ohne jegliche Probleme aber mit neuen Skills bewältigen.
Nach erreichen des ersten Checkpoints und Austausch mit den anderen Teilnehmenden Kollegen die sich das Leben teilweise sehr einfach gemacht haben mit Hotel & Tour über Marrakesh, geht es weiter über anfangs sehr ermüdende Verbindungs Etappen auf der Straße über Agadir und Tiznit. Darauffolgend aber ein highlight dieser Etappe die einfahrt in den berühmten und beeindruckenden Legzira Beach bei High Tide (Flut höchstpunkt). Einerseits war der einstig nicht einfach zu finden da man als anständiger Österreicher nicht damit rechnet sich einen weg zwischen zwei Restaurant Terrassen suchen zu müssen.
Aufgrund der hohen Flut und engen Passagen zwischen Küste und dem Meer mussten gewisse Stücke mit "Stift in der Hose - Level vorgeschritten" gefahren werden um nicht zu tief im Meerwasser zu fahren. Was passieren kann wenn man zu tief im Wasser fährt haben wir nach ca. 1,5 Kilometer gesehen als einem Spanier der Quickshifter mitten in der Strandpassage versagte, und sein Motorrad mit ihm Knietief im Meer stand.
Da es sich um ein schweres 245kg. Heimatfabrikat handelte und wir nach dem Rider Spirit leben, haben wir dem Unglücklichen mit vereinter Kraft bis zum Einstieg zurück gezogen. So ist auch der Witz des Tages entstanden -"Your Private Austrian Service Team, everywhere at your Service".
Der Checkpoint von
Stage 2: Fort Bou Jerif war ein früher Zwischenstopp der Echten Paris-Dakar Rally von wo aus wir uns dann tatsächlich auf den Spuren der Originalen Langstrecken-Wüstenrally bewegen. Einfahrt in DEN Legendären Vollgas Rally Strand abschnitt den Plage Blanche.
Ab hier bereut man es das erste mal, keine 65PS zu haben, da Geschwindigkeiten von 170Km/h aufwärts theoretisch überhaupt kein Problem darstellen würden.
Uns waren weit ausgefahrene Schlangenlinien über den ganzen Strand bei 110Km/h Seelenfrieden genug.
Der Innere Frieden wurde am Nächsten Tag leider auf die Probe gestellt als ein Sandsturm aufzog und wir die erste Etappe ohne Satelliten Signal bestritten.
Nach auftanken zusätzlicher Wasser und Benzinreserven, trifft Dummheit auf Abenteuerlust und am weg zum angeblich Schönsten Fotopunkt der west Sahara waren wir.
„If life get’s boring – risk it”
(Thierry Sabine / Erfinder der Rallye Paris – Dakar)
Navigation über alte eingefahrene Reifenabdrücke und einer Sichtweite von teilweise maximal 10meter haben wir uns über abwechselnd hartes Enduro Gelände gekämpft. Ein angegebener 50Km abschnitt wurde zum Nervenkitzel gemischt mit ansteigenden Panikanzeichen, als wir beide dann jeder zwei Mal die Waagrechte gefühlt haben und uns in diesem Sturm auch einmal verloren hatten.
Da flimmerten dann die unterdrückten "was alles passieren könnte" Szenarien kurz im Kopf auf, aber ein umdrehen kam den Holzköpfen nicht in den Sinn !!
Die Belohnung war wie versprochen, der Angeblich Schönste Fotopunkt der Westlichen Sahara wurde in Verbindung mit dem Kampf den wir aufwenden mussten ihn zu erreichen, zum Definitiv Schönsten Fotopunkt der Westlichen Sahara gekürt.
Und dieser Kampf erlangte umso mehr Wert für uns, als wir später am Checkpoint
Stage 3: Laayoune
erfahren haben, dass wir die einzigen waren die diesen Punkt angefahren sind.
Mit Laayoune sind wir dann vollständig in der West Sahara angekommen auch wenn sich das für uns nur an den durchgehenden 35°C und den ansteigenden Kontrollposten der Polizei wiederspiegelte.
Ein kurzer Abstecher an den Strand mit blick auf das Schiffswrack "Que Sera" das seit den 1980ern einen dauerparkplatz dort hat, und wir wenigstens einmal sagen können Freiwillig im Meer gewesen zu sein.
Ab hier erstmal nichts außer endlosen Weiten.
Der einzige Begleiter bis zum nächsten Checkpoint neben der ansteigender Hitze war das Längste Förderband der Welt, das sich Kilometerweit neben dem Pfad bis zum Horizont dahingezogen hat.
Auf dem Weg zum nächsten Checkpoint hat die Umgebungstemperatur soweit zugenommen dass ein halb stündlicher Stop mit Zwangs Einnahme von einem halben Liter Wasser erforderlich war.
Unser Trinkwasser hat sich dem Klima so angepasst dass jeder schluck zum Kampf wurde und ich Schlaumeier hatte meine Wasser Reserve in einer Militär Trinkflasche aus Metall. Ich verstehe warum hier alle Tee trinken aber ohne es gewohnt zu sein, ist es einem allerhand abverlangt.
Stage 4: Smara
Die Etappe außer Reichweite von Tankstellen und Zivilisation für 500Km und der Geschichte vom verbotenen Salzsee.
6 Wochen vor dem Start des Rodeos haben die Scouts der Organisatoren die Strecken abgefahren, die über einen ausgetrockneten Salzsee führen würde. Aufgrund der Anhaltenden Regenperiode war dieser zu diesem Zeitpunkt mit einem Mienenfeld zu vergleichen, da auf der Oberfläche zwar optisch Trocken und befahrbar der Untergrund aber noch Feucht und tief war. Ein unschöner Gedanke wenn plötzlich das Vorderrad versinkt und man vorne absteigt. Aus Sicherheitsgründen hat die Organisation deshalb diesen Teil der Route als "Verboten" deklariert.
Was passiert wenn Dummheit auf Abenteuerlust trifft habt ihr ja weiter oben schon gelesen.
„If life get’s boring – risk it”
(Thierry Sabine / Erfinder der Rallye Paris – Dakar)
Mit dem Selben Elan, und auf magazinierten Benzinreserven in Form von jeder 3x 5liter Plastikflaschen ging es weiter.
Der beeindruckende Salzsee war zu unserem Glück mittlerweile vollständig ausgetrocknet, aber ganz geheuer war es keinem von uns zwei bei der Überquerung, da man deutlich sehen konnte was hier vor 6 Wochen den Scouts wiederfahren ist.
Trotzdem eine Unbeschreibliche Szenerie die uns nur so ins Staunen versetzte, abgerundet wurde das mit einer Großen Dromedar Herde die in der Ferne an uns vorüber zog.
Anschließend eine Streckenführung mit allem; feiner Sand, glatter Schotter und großer Spitzer Stein Piste - es war Hart vor allem mit den vorherigen Etappen in den Beinen ohne eine wirkliche Pause gehabt zu haben.
Der Körperlichen und Geistigen Ermüdung zahlt man bekanntlich beim Motorradfahren seinen Zoll.
In einem der großen holprigen Steinfelder hat Johnny seine Benzin Reserve verloren, und mir ist die gesamte Rechte Packtasche abgefallen.
Das ist uns leider erst aufgefallen als auf einem der bisher steilsten Gelände Stücke auf dem Rodeo, ich den Zoll der Körperlichen und Geistigen Ermüdung zahlen musste.
Fazit: Front vollständig abgerissen, Golfball großem Loch im Luftfilter Kasten, Abgerissene Benzinleitung, unbrauchbare Seitenverkleidung, ein paar blutender Wunden und ein Gebrochenes Ego.
Im Wortwörtlichem Nirgendwo, kein Schatten weit und Breit mussten wir dann Provisorische Feldreparaturen erledigen und nach Kalkulation der vorhandenen Benzin Reserven, gezwungener maßen mein Companion Jonathan (a.k.a. Johnny Chickenleg) auf die Suche nach dem am weg verlorenen Benzin schicken.
Ich bin ihm bis in die Ewigkeit dankbar dass er sich einerseits auf die suche gemacht hat, und dass er triumphierend mit meiner rechten Seitentasche wieder zurück gekommen ist !
An diesem Tag wurde unter Freiem klarem und weit einsehbaren Sternenhimmel mitten in der Sahara gecampt, bis wir von einer weiteren Dromedar Herde am Morgen aufgeweckt wurden.
Der Restliche Etappen abschnitt war wunderbar zu fahren, eine nicht tiefe Sandpiste in der man Problemlos voran kam und nur nach ungefähren Punkten in der Ferne Navigieren konnte. Bis man dann wieder an einer Straße ankam die uns den Weg zum Checkpoint weisen sollte, leider aufgrund der Wanderdünen Bewegung waren die letzten 120Km mehr dem umfahren dieser teilweise 6 Meter hohen Feinsand Berge gewidmet.
Da der versuch einfach drüber zu fahren, damit endete das wir den Klappspaten das erste mal auspacken mussten.
Stage 5: Tata
Der erhoffte erholungstag in einem Hotel Bett und vielen vernachlässigten pflichten zum Nachholen, wie Wäsche waschen. Eine Werkstatt musste auch aufgesucht werden da beim Sturz die Schwimmerkammer des Vergasers auch undicht wurde.
Ein Phänomen wie Werkstätten hier funktionieren, Anfangs sehr skeptisch was das werden soll, wurde am Ende alles Provisorisch aber zufriedenstellen repariert.
Diese Etappe wurde trotz dem Ruhetag, leider Ermüdungsbedingt auf dem Asphaltband abgesessen.
Stage 6: Zagora
Ab hier gehts wieder gen Norden und es beginnt das Land der Berber (Amazigh).
Wunderschöne Kurvige Straßenabschnitte durch Canyon`s und das Dades Tal (Gorges Du Dadès) eine Spektakuläre Serpentinenstraße, gefolgt von der La Grotte Akhiam und der Todra Schlucht.
Beeindruckende Straßen bis zur
Stage 7: Merzouga an denen wir sogar einen Punkt mit 2645m über dem Meeresspiegel erreichen.
In Merzouga wurden wir wieder mit einem Ruhetag verwöhnt den wir voll auskosten konnten. Da ab hier wieder viel Touristen verkehr stattfindet gab es die Möglichkeit sich Nagelneue KTM 450 EXC-F auszuborgen. Ohne Gepäck und Leistung satt durch die Dünen zu surfen, ist ein Erlebnis dass ich jedem Leidenschaftlichen Motorradfahrer ans Herz legen muss.
Von dort weg hat man nicht mehr das selbe Gefühl auf seinem eigenen Motorrad, und gurkt immer mit dem Gedanken im Kopf durch das Gelände "wie es nicht sein würde, jetzt mit diesem Heimatprodukt herum zu Fahren" naja.
Wir begaben sich auf die Letzte Etappe, die uns an Deutscher Kunst von Hans-Jörg Voth mitten in der Wüste vorbei führte. Eines davon ist die Himmeltreppe, ein Bauwerk mit 52 Stufen und 16 Metern Höhe, die mitten im Nirgendwo- ins Nirgendwo führt. The highest Purpose of Art is to Inspire ( Bob Dylan)
Vorbei an verlassenen Alten Französischen Minen, Spanischen Armee Baracken, am Wintersport Gebiet Michlifen, mit stopp im Ifrane Nationalpark um die dort wild Lebenden Berberaffen zu Füttern und der archäologischen Stadt Volubilis haben wir auch einen Besuch gegönnt bis wir das Ziel des Rodeos in der Blauen Stadt
Ziel : Chefchaouen erreichten.
In Chefchaouen wurde dann ausgiebig gefeiert, und dank der sehr aufgeschlossenen Touristenstadt war es uns auch ein leichtes, Kaltes Bier aufzutreiben.
Gefahrene Strecke: 5.174 KM - 18 Fahrtage
Danke an:
Thomas Walter
Jonathan Stadlbauer
Federico Norris
Honda Schmidinger